Zugkraftwagen 3t (Sd.Kfz. 11) H kl 6 im Maßstab 1:10
Auf die simple Frage "Warum gerade ein Wehrmachts-Fahrzeug als Modellvorlage?" gibt es bei mir eine ebenso simple Antwort :
Ich bin ein Kriegskind und habe diese Fahrzeuge sozusagen Auge in Auge erlebt - natürlich ohne den üblen Hintergrund dabei zu kennen; wie auch im Alter von 3 Jahren?
Die vielen Räder mit der Kette, die in wenigen Metern Abstand an mir vorbei rollten, haben mich damals so sehr fasziniert und das hält bis heute an.
Damit war mein Hobby wohl recht früh festgelegt und es verwundert sicher nicht, dass ich es später auch zu einem meiner Berufe gemacht habe.
Als ich später nach vielen zivilen Modellen - vom Luftkissenboot bis zur Lifesteam-Lokomotive - zufällig das Buch "Halbkettenfahrzeuge des deutschen Heeres" von Spielberger/Doyle in die Hand bekam, wurde mein Interesse für die Technik der Wehrmachtfahrzeuge geweckt. Die kleinen Abdrucke der technischen Zeichnungen schienen mir eine ausreichende Vorlage für einen originalgetreuen Nachbau zu sein. Die Auswahl gerade dieses Typs läßt sich dagegen weniger einfach beschreiben. Da gab es einerseits die optisch reizvollen 1-Tonner oder auch die mächtigen 18-Tonner, bei denen aber die Räder in ihren Details nicht die Machbarkeits-Prüfung in meinem Hinterkopf bestanden. So entschied ich mich für
das Sd.Kfz.11, den 3-Tonner, dessen Laufräder mit eigenen Mitteln einigermaßen genau nachzubauen waren. Zu den eigenen Mitteln zählen auch heute noch Drehen und Fräsen, denn auf ´s Gießen bin ich mangels echtem Bedarf noch nicht ernsthaft eingerichtet. Dieser Umstand wirkte sich dann auch auf den Bau der Kette aus, deren Glieder demnach nicht gegossen sind, sondern aus einem glasfaserverstärktem Kunststoff bestehen und aus einer käuflichen Kette herausgearbeitet wurden. Zusätzlich wurden die typischen Kettenpolster und die Führungszähne kombiniert eingebaut.
Das näher zu beschreiben ist eine andere Geschichte, aber wie man sieht, ist das Ergebnis einigermaßen vertretbar. Ich bezeichne den Eindruck als "originalähnlich".
Messing war das Material der Wahl. weil es ein passendes Gewicht für das Modell einer Zugmaschine mitbringt, relativ leicht zu bearbeiten ist und den unschätzbaren Vorteil des Hart-und Weich-Lötens anbietet. Selbst die Festigkeit ist ausreichend hoch, wenn auch nach dem Hartlöten einige Abstriche davon zu machen sind. Nur in bestimmten Fällen, wie bei den äußeren Laufrädern, an denen nicht gelötet werden mußte, wurde das Aluminium vorgezogen. Die Schraubengröße dort ist M1,2 und sonst in der Regel M2 und selten M3.
Nachdem das gesamte Chassis - wie zu sehen - fertig war, sollte es an die Getriebe, insbesondere an das Überlagerungs-Lenkgetriebe gehen. Die Pläne dafür sind auch schon gezeichnet, aber die Auswahl der passenden Zahnräder verzögerte dann den Fortgang. Ein anderes Projekt ( Tiger 1 früh, 1:10 ) schob sich ungewollt dazwischen und damit blieb das 3-Tonner-Chassis erst einmal als eigenständiges Anschauungsobjekt in der heimischen Vitrine und wartet seit Jahren auf eine Fortsetzung.
Dipl.-Ing. Hartmut Strenzke
Museen, in denen dieses Fahrzeug oder auch seine Verwandten ausgestellt werden, zeigen gerne mal ein komplettes Chassis, weil das die interessante typeigene Technik enthält. Die fehlende Karosserie dagegen ist theoretisch austauschbar und gibt den entsprechenden Fahrzeugen lediglich ein Gesicht.
Das mag auch der Grund dafür sein, dass das reine Fahrgestell allein schon in der Lage ist, die angesprochene Faszination auf den Betrachter auszuüben. Da schmerzt es - wie in diesem Fall - weiter nicht, wenn dieses Modell noch nicht komplett aufgebaut ist. Allerdings gehören die fehlenden Lenk-und Schalt-Getriebe direkt dazu, um ebenfalls den eigenwilligen Antriebsstrang dieser Fahrzeugart zu zeigen.
Deshalb sind sie mein nächstes Ziel.
Am Laufwerk unterscheidet man deutlich vier verschiedene Arten von Rädern - was einem besonders auffällt, wenn man sie alle für das Modell anfertigen muß.
So gibt es also das luftbereifte Vorderrad, dann kommt das - beim Originalfahrzeug gegossene - Kettenantriebsrad und letztlich die inneren und äußeren Blechscheiben-Laufräder.
Während die letzteren jeweils aus Messing und Alu zu 0,7 mm dünnen Kegelscheiben gedreht wurden, bestehen die Vorderräder aus einer zweiteiligen Felge aus Alu. Die zugehörige Bereifung wurde aus einem 23 mm breiten Vollgummi-Modellreifen durch Heraustrennen des Mittelstücks auf die erforderlichen 18 mm Breite gebracht.
Bei den Kettenantriebsrädern, aus einem Ms-Stück gedreht, wurde dagegen auch die Fräse eingesetzt. Die im Bild sichtbaren genialen "Zahnrollen" bestehen aus Edelstahl und sind drehbar eingenietet worden.
Das letzte Bild dieser Zeile zeigt die inneren Laufräder, die aus zwei Halbschalen wie beim Original zusammengenietet werden. Die für diese Art charakteristischen Sicken wurden aus Ms-Halbrund-Profil weich aufgelötet. Eine angedrehte Zentrierung sorgt für einen einwandfreien Rundlauf der Modellräder.
Die Vorderachse entspricht in ihrer Bauart der damaligen Zeit. Sie optisch hinreichend maßstäblich nachzubauen bedurfte schon einiger Kniffe.
Während der Achskörper aus Ms-U-Profil mit eingelöteten Ms-Massivteilen besteht, sind die Achsschenkel und die Gelenke aus hartgelöteten Stahlteilen aufgebaut. Dabei wurde peinlich auf die Einhaltung der Originalwinkel von Sturz und Spreizung geachtet. Das klappte nur mit einer entsprechenden Vorrichtung.
Die Anlenkung der Stoßdämpfer ist dem Vorbild entsprechend, während die Stoßdämpfer selbst jedoch ohne Funktion ausgeführt sind. Die Blattfeder als einziges federndes Element besteht aus Federstahl. Die Anzahl der Blätter sind aber dem geringeren Modellgewicht angepaßt worden.
Aus dem genauen Nachbau der Einzelteile ergab sich nachher eine gut funktionierende Lenkung, die auch ohne Lenkbremsen schon eine brauchbare Lenkwirkung zeigte. Auf dem ersten Bild erkennt man rechts im Hintergrund das zugehörige Lenkstockgetriebe. Durch eine Änderung im Innenleben ist es in der Lage, das Lenkrad sichtbar mitzudrehen.
Der Rahmen ist ebenfalls ganz im Stil der damaligen Zeit aufgebaut. Auch hier ist Messing der hauptsächliche Werkstoff für das Modell. Die Seitenwangen wurden aus 1 mm-Blech mit Quertraversen und den Mantelrohren für die Drehstäbe weich verlötet. Das ergab einen ausreichend tragfähigen und zugfesten Leiterrahmen. Die Rohre wurden auf eine Wandstärke von 0,5 mm reduziert.
Auch für das Modell waren die Konstruktion und der korrekte Einbau der Seitenvorgelege samt staubdichtem Gehäuse ein wesentlicher Punkt, der mit dazu beitrug, dass die Ketten einwandfrei laufen können. Die Zahnräder darin haben den Modul 1 und eine Untersetzung von 1:4.
Ein weiterer unbemerkt wichtiger Punkt war die Herstellung exakt identischer Laufradschwingen. Dafür wurde eine Biegevorrichtung angefertigt, in der die bereits bearbeiteten Stahlwellen warm gebogen werden konnten. Danach konnten die Lagerwellen mit der Drehstab-Aufnahme hart angelötet werden. Auch hierfür mußte eine spezielle Vorrichtung gebaut und eingesetzt werden.
Das zweite Bild dieser Zeile zeigt die einfache Pendel-Lagerung der Vorderachse. Hier galt es lediglich zu beachten, dass die Pendelachse schräg im Rahmen liegt. Zusammen mit den anderen Teilen, wie Stoßdämpfer-Aufnahmen und Gummipuffer-Halter sowie zwei Quertraversen gehörte die Rahmenspitze in der Tat zu den "schweren Übungen" des Weichlötens. Daher wurden einige Teile vorher mit 1 mm-Kupfernieten fixiert.
Der Originalrahmen ist im Heck mit zwei Quertraversen verstärkt, damit von dem relativ zierlichen Fahrzeug die hohe Zugkraft von drei Tonnen vertragen wurde.
Auch beim Modell fällt am Heck die vorbildlich federnd gelagerte Zugmaul-Kupplung ins Auge, die an diesen Traversen befestigt ist. Links daneben sieht man die Attrappe des nach außen geführten Pressluftanschlusses. Neben den Nachbildungen des Pressluftkessels und des Auspufftopfes kann man gut die Teile der Leitradachse erkennen. Eine aufwändige Klemmvorrichtung ermöglicht den Leitradschwingen, wie beim Original, die Höhe veränderlich zu fixieren. Die Klemmstücke dazu wurden aus dem Vollen gefräst. Weiterhin ist die Kettenspann-Einrichtung mit einer kleinen Stahlspindel und M1,6-Gewinde funktionsfähig realisiert worden.
Das mittlere Bild zeigt die Unterseite des hinteren Rahmens. Ebenso sei auf das erste Bild verwiesen, das unter anderem auch die originalgetreue Auftrennung und Verschraubung der äußeren Laufräder erklärt. Im Modell bestehen natürlich die gleichen Schwierigkeiten, die inneren Laufräder zu montieren - das geht nur, wenn die äußeren Radscheiben abgenommen sind.
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